Wie ökologisch ist der Anbau in Agroforsten? [17.06.20]
Der Anbau von Kaffee, Kakao und Vanille in sogenannten Agroforsten gilt als eine ökologisch und sozial besonders verträgliche Form der Landwirtschaft. Doch sind Agroforste sind nicht per se nachhaltig, wie eine neue Studie in Conservation Letters enthüllt. Stattdessen hängt ihre Nachhaltigkeit von der vorhergegangenen Landbewirtschaftung ab.Agroforst ist nicht gleich Agroforst, wie Wissenschaftler der Universitäten Göttingen und Hohenheim in einer neuen Studien zeigen. So kann diese Anbauform entstehen, wenn Bauern auf ihrem Ackerland Bäume und mehrjährige Sträucher pflanzen und das einst offene Land wieder aufforsten. Im Norden Madagaskars sind rund 70 Prozent der Vanille-Agroforste auf diese Weise entstanden, in Indonesien steht rund die Hälfte der Kakao-Plantagen auf einst offenem Land. Aber Agroforst kann auch aus zuvor intakten Waldgebieten hervorgehen. Dabei wird das Unterholz entfernt und durch Vanille-Lianen, Kaffee- oder Kakaosträucher ersetzt, nur die großen, schattenspendenden Bäume bleiben stehen. Bisher wurde selbst bei vielen Zertifikaten nicht berücksichtigt, ob diese beiden Ursprungsformen gleichermaßen nachhaltig und ökologisch sinnvoll sind.
Gehen Agroforste aus Waldgebieten hervor, so verliert das Ökosystem an Komplexität, für viele Lebewesen gehen ökologische Nischen verloren. Als Folge sinkt die Artenvielfalt und das Ökosystem degradiert. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass Agroforstsysteme nur dann zu einer deutlichen Aufwertung der Landschaft für die Artenvielfalt führen, wenn sie auf vorher offenem Land etabliert werden“, fasst Dominic Martin, Erstautor der Studie, die Resultate zusammen. „Die Umwandlung der verbliebenen artenreichen Tropenwälder in Kaffee-, Kakao- oder Vanilleplantagen sollte hingegen vermieden werden.“ Zwar ist ein Agroforst noch immer besser als eine komplette Rodung, dennoch sollten Nachhaltigkeits-Label diese Unterschiede berücksichtigen und künftig die Zertifizierung von Plantagen, die zuvor Wald waren, vermeiden. Zum vollständigen Artikel auf www.wissenschaft.de
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